Pädagogik
Die Kinder von einem Jahr bis zur vierten Klasse werden im Haus für Kinder nicht, wie in den meisten Einrichtungen üblich, in Kinderkrippe-, Kindergarten- und Hortgruppe aufgeteilt, sondern altersgemischt unter einem Dach betreut.
Unser Leitsatz in der päd. Arbeit lautet:
„Durch die Kinder vom Impuls zum Projekt im Dialog“
Das „Konzept der offenen Kindertageseinrichtung“ ist in pädagogischer wie in struktureller Hinsicht ein Partizipationskonzept. Die Arbeit mit den Kindern geschieht nicht mehr überwiegend in Stammgruppen, sondern vermehrt oder überwiegend offen oder in Kleingruppen. Die Kinder bestimmen selbst mit wem sie wo, was, wie lange spielen bzw. sich beschäftigen wollen. Die Kinder erhalten die Freiheit, die sie brauchen um Entscheidungen zu treffen, zu erforschen und auszuprobieren. Den Kindern werden bewusst Selbstbestimmungsrechte und Entscheidungsspielräumen zugestanden. Die offenen Gruppen, ein vielfältiges, interessantes und gezieltes Spiel- und Lernangebot und Anregungen mit Materialien aus ihrer Erlebniswelt sind hierbei ein wertvolles Instru-mentarium. Die Kinder erweitern ihre Kompetenzen in dem ihnen eigenen Tempo. Den notwendigen Orientierungsrahmen bieten die Stammgruppen, das Einhalten von Regeln und eine klare Raum- und Zeitstruktur. Bereits die 3-jährige Kinder wählen und entscheiden in welchem Lernangebot und Funktionsraum sie aktiv werden wollen. Ein wesentlicher Teil der täglichen offenen Bildungs- und Erziehungsarbeit ist es Erfahrungsfelder und Lernangebote vorzubereiten. Die Kinder werden neugierig und entwickeln eigene Ideen. Anstelle multifunktionaler Gruppenräume gibt es Funktionsräume, die bestimmten Bildungsbereichen zugeordnet sind. Die Kinder sind an der Raumplanung und -gestaltung und deren weiteren Entwicklung aktiv beteiligt und auch in Eigen-regie tätig.
Offene Arbeit heißt Arbeitsteilung und Teamarbeit ohne die Stammgruppenbildung mit festen Bezugspersonen aufzugeben, denn hier erhalten die Kinder Orientierung und Halt; vor allem in der sensiblen Phase der Eingewöhnungszeit. Während der Frei-spielphasen erfolgt der Personaleinsatz im Rotationsprinzip. Alle pädagogischen Fachkräfte arbeiten mit allen Kindern. Ein reger Dialog und genaue Absprachen sind gefordert. Beobachtung und bei Bedarf Unterstützung der Kinder stehen im Mittelpunkt.1)
Das kompetente Kind steht im Mittelpunkt der Offenen Arbeit. Nach dem heutigen Verständnis der Pädagogik ist das Kind in seiner Persönlichkeit und in seinen Angelegen-heiten von Anfang an selbstbestimmt und kompetent. Als sein erster Pädagoge erobert es neugierig und zuversichtlich lernend seine neuen Welten. Nächste Begleiter in seiner Lebens- und Lernumfeld sind ihm seine Mit-Kinder. Erst dann folgen die Erwachsenen Mit-Erzieher. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit sind Kinder und Erwachsene Lernende und Lehrende im Wechselspiel mit gegenseitiger Resonanz und Anerkennung.3)
Die pädagogischen Fachkräfte beobachten in wertschätzender Achtsamkeit und loten im Sinne des kompetenten Kindes seine Stärken und Ressourcen aus. Sie sind ihm wohldosiert Begleiter, Anreger, Ermöglicher und Moderator. Sie begegnen den Kindern vorurteilsbewusst und situationsorientiert. Sie geben den Kindern die Zeit und den in-neren Raum des Hauses und begleiten sie nach außen in ihre Lebens- und Sozialräume hinein. Wobei das gegenseitige Loslassen von Rückbindung und Exploration immer wieder sensibel austariert werden muss. Kinder und Erzieher sind einander in Ko-Konstruktion und Scaffolding (bezeichnet im pädagogisch-psychologischen Kontext die Unterstützung des Lernprozesses durch die Bereitstellung einer ersten vollständigen Orientierungsgrundlage in Form von Anleitungen, Denkanstößen und anderen Hilfestellungen) in gegenseitiger Wechselwirkung und Wechselschwingung zugetan.
Pädagogisches Konzept zur Hühnerhaltung in unserem Nutzgarten
Warum Tiere in der Kindertagesstätte?
Verschiedene Erfahrungen und Studien haben in den letzten Jahren gezeigt, wie positiv sich der Umgang mit Tiere auf den Menschen auswirken. So stellte in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts der Psychotherapeut Boris M. Levinson zufällig die positive Wirkung von Tieren auf Kinder fest. Diese zufällige Erfahrung veranlasste ihn, immer öfter seinen eigenen Hund in Therapiestunden mit einzubinden. In Zeiten, in denen es immer mehr verhaltensoriginelle Kinder gibt, wollen auch wir, die Kinder unserer Einrichtung von den positiven Auswirkungen der tiergestützten Pädagogik profitieren lassen. Bedingt durch die langen Besuchszeiten von bis zu 50 Wochenstunden/ ca 240 Tage Jahr, in der Kindertagesstätte, ist es vielen Kindern nicht mehr möglich in ihrem privaten Umfeld Tiere zu erleben. Wir geben Kindern mehr Möglichkeiten, als Tiere nur bei zwei bis drei Besuchen im Jahr auf dem Bauernhof zu erleben. Im BEP heißt es „...Es ist wichtig, dass Kinder Sensibilität für alle Lebewesen und die natürliche Lebensgrundlagen entwickeln...“ (Kapitel 5.8/ Seite 65). Hierzu können wir durch die Hühner ein weiteres Stück beitragen. Durch unseren Nutzgarten und die Haltung unserer Zwerghühner in einem abgetrennten Teil unseres Gartens, möchten wir einzelne Ziele des bayerischen Erziehungs- und Bildungsplanes anschaulich und intensiv umsetzen. So heißt es im BEP bei den Erziehungs- und Bildungszielen beim Thema Umwelt, auf Seite 293 „ Einzelne Umwelt- und Naturvorgänge bewusst beobachten, daraus Fragen ableiten, sich mit diesen auseinander setzen und mit der Welt zunehmend vertraut werden (z.B. Säen von Samen, Beobachten, Pflegen und Beschreiben des Pflanzenwachstums, Beobachtung und Umgang mit Tieren)“. Haben die Hühner Eier gelegt, wenn nein, warum nicht, was können wir verbessern usw. Unsere Kinder erhalten einmal in der Woche die Eier unserer Hühner hart gekocht zur Brotzeit.
Durch den Umgang mit Tieren wird bei Kindern die Sprachfreude gefördert. Sie teilen den Tieren ihre Gefühle und Erlebnisse mit. Kinder mit Sprachförderbedarf haben hier die Möglichkeit sich ohne Nachfragen und ohne Verbesserungen zu unterhalten und so vertrauen in Sprache zu erwerben. Für Kinder ist es im Kontakt mit den Hühnern möglich ihre eigene Sprech – und Singstimme zu entdecken. „Sprachkompentenz ist eine Schlüsselqualifikation und sie ist eine wesentliche Voraussetzung für schulischen und beruflichen Erfolg, für eine volle Teilhabe am gesellschaftlichen-kulturellen Leben.“ (BEP, Seite 207). In unserem Haus mit Altersmischung ist es ganz selbstverständlich, dass die größeren und die kleineren Kinder gemeinsam die Hühner versorgen. Die Größeren können den Kleineren hier bereits den Umgang mit den Tieren vermitteln und nehmen eine sehr wichtige Vorbildfunktion ein. Die Kinder erlernen leichter (durch die tägliche Erfahrung) die abgesprochenen Regeln im Umgang von Mensch und Tier. Mit Blick auf gemeinsame Ziele, erlernen sie ihre Fähigkeiten zu vereinen diese zielführend einzusetzen, und sich verbal miteinander auseinanderzusetzen. (Tiere füttern, Tiere auf den Arm nehmen um sie zu streicheln usw.) Halten sich die Kinder nicht an die Regeln, verstecken sich die Hühner, lassen sich nicht füttern und nicht streicheln.
Der Eintritt in die Kinderkrippe oder den Kindergarten stellen eine der wichtigsten Transitionen im Kindesalter dar. Hier geschieht, in sogenannten „normalen“ Familien, die erste Ablösung des Kindes vom Elternhaus. In z.B. Ein-Eltern-Familien, Patchworkfamilien usw. ist die Verunsicherung bei Kindern während dieser (teilweise erneuten) Trennungserfahrung oft größer und es können erneut Ängste ausgelöst werden. Hier können Tiere Vermittler in der Eingewöhnungsphase sein, in dem die Kinder über die Tiere Kontakt zu anderen Kindern und auch zu den „neuen Bezugspersonen“ in der Kindertagesstätte knüpfen. „Über Beziehungsaufbau zum Tier findet eine emotionale Stabilisierung statt.“ (Pädagogik mit Tieren, Seite 60/ Strunz). Durch ihr authentisches Wesen schaffen Tiere eine vertrauensvolle Atmosphäre.
Bereits 1988 wurde in einer Studie festgestellt, dass Kinder, welche regelmäßig Kontakt zu Tieren haben, sich sozial – emotional besser entwickeln, als Kinder ohne Kontakt zu Tieren. So haben Kinder, welche regelmäßig von Tieren umgeben sind und sich mit diesen beschäftigen auch eine positive Selbstbewertung. Ihr Selbstwertgefühl wird gesteigert (z.B. durch die Übernahme von Aufgaben bei der Versorgung der Tiere). Des Weiteren lernen sie leichter den Umgang mit ihren Gefühlen, z.B. Überwindung von Ängsten im Umgang mit den Tieren. Diese positiven Erfahrungen können die Kinder später in die „Realwelt“ übertragen und mit ähnlichen Lösungsansätzen Ängste besser bewältigen. Der tägliche Umgang mit den Hühnern fördert das Verantwortungsbewusstsein und die Rücksichtnahme gegenüber den Mitlebewesen. So ist es im Umgang mit den Tieren selbstverständlich, dass „Grenzen und Regeln berücksichtigt werden müssen“. So dürfen die Kinder im Gehege und am Stall nicht rennen oder laufen. Sie werden auch dazu angehalten nicht zu laut zu sprechen sowie keine hektischen Bewegungen zu machen, da dies alles Verhaltensmuster sind, die die Hühner erschrecken. In diesem Zusammenhang müssen die Kinder lernen „eigene Bedürfnisse und Wünsche zu steuern und zurückzustellen“ (BEP 189).
Der Hühnerstall und Auslauf/ Haltung
Unter anderem in der TierSchNutztV findet man, welche Mindestmaße für Hühnerstall und Auslauf vorgeschrieben sind. Unser Ziel war es, unseren Tieren nicht die vorgeschriebene, sondern eine großzügigere Fläche zur Verfügung zu stellen. Die „Discountställe“ sind meist nicht wind- und wetterfest, daher auch nicht sonderlich für die Ganzjahrestierhaltung geeignet. Zudem bieten Sie oft wenig Platz und sehen auf den Bildern zwar hübsch aus, sind in Wirklichkeit aber sehr klein. So wurde es nach einiger Zeit der reiflichen Überlegung und qualitativen Beratung ein isolierter Stall der Firma hühnerstall.biz. In diesem Stall haben 10 bis 12 Hühner genügend Platz. Der Auslauf wurde in einem weniger genutzten Teil des Grundstückes, an der Grenze zur Bodenseestraße, geplant und eingezäunt. Angrenzend zu diesem Bereich befindet sich auch unser Nutzgarten, in welchem wir von Frühjahr bis Herbst gemeinsam mit Eltern und Kindern unser Gartenprojekt durchführen.
Selbstverständlich haben wir unsere Hühner bei Veterinäramt gemeldet und eine Betriebsnummer vom Landwirtschaftamt erhalten.